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Ukraine Doom

In den Medien ist die Ukraine längst dem Untergang geweiht. In diesem Beitrag versuche ich die aktuelle Wahrnehmung als notwendigen Prozess (im Westen) darzustellen.

Marco Herack
Marco Herack
5 minuten gelesen
Ukraine Doom

(Bei der Foreign Times haben wir aktuell einen Podcast zu Serbien im Premium-Feed. Mein Gesprächspartner ist Florian Bieber.)

In den letzten Tagen sind mir zwei Podcasts ins Gehör gewandert, die den Anspruch erheben, die Dinge mit einem positiven Blick zu versehen. Hopeful News und Brave New World. Letzterer ist für euch vielleicht interessanter, da er sich mit außenpolitischen Themen beschäftigen möchte. Und zugleich finde ich aber den Anspruch des Positiven etwas, das ich so nicht teilen kann. Für mich reicht es, nicht zu dramatisieren. Nicht exzessiv einen Punkt aus komplexen Themen rauszugreifen und mit diesem alles zu verhandeln. Das würde reichen, um mediale Wahrnehmung nicht so negativ wirken zu lassen.

Vor allem aber gewinnt man so einen realistischeren Blick auf die Welt. Vieles ist ‚nicht so schlimm‘, wie es wirkt. Vor allem aber kann man nur so erkennen, was wirklich schlimm ist. Yemen wäre so ein Fall, dazu sollte es im März eine Folge in der Foreign Times geben können.

Notwendige Prozesse

Im Grunde hatten wir ein wunderbares Timing. Am 16. November 2023 habe ich die Folge mit Alexander Clarkson zu Hypezyklen im Krieg Russlands gegen die Ukraine veröffentlicht und seitdem wird die öffentliche Debatte nur noch depressiver. Das liegt einerseits an der ernsthaft negativen Entwicklung in den USA, in der die Republikaner auf Gedeih und Verderb das Thema Grenzsicherung zum Wahlkampfthema machen möchten und einhergehend damit die Hilfsgelder für die Ukraine blockieren. Besserung ist nicht in Sicht. Und andererseits spitzte sich Dank Victor Orbán auch die Lage in Europa zu. Immerhin: Orbán konnte ‚überzeugt‘ werden, die Gelder für die Ukraine nicht weiter zu blockieren. Die europäischen Staaten gaben dann noch zu, dass sie ihre eigenen Lieferziele für Artilleriemunition nicht werde einhalten können und generell geht man davon aus, dass Donald Trump im November seine Wiederwahl zum US-Präsident schaffen werde, und dann steht Europa alleine da. Bei der Unterstützung der Ukraine wie auch vor Russland. Stimmungstechnisch wurde damit auch gleich die Nato abgeräumt.

Nach positiven Meinungen braucht man nicht zu suchen. Hier wirkt eine große Mangelerfahrung, in Bezug auf unsere eigenen Möglichkeiten, die jede positive Annahme unterdrückt. Es ist fast schon tragik-komisch, wenn man bedenkt, dass der Westen sich gegenüber Russland immer in Sicherheit wiegte, weil man über ein wesentlich größeres BIP verfüge. Im Politischen entwickelt sich derweil die Debatte da hin, wo Alexander Clarkson und ich im November waren. 2024 wird in der Ukraine ein Jahr der Verteidigung.

Auf lange Sicht befinden wir uns in einem absolut notwendigen Prozess. Denn obwohl die meisten ernstzunehmenden Analysten von Anfang an darauf hingewiesen haben, dass es sich nicht um einen kurzfristigen Krieg handeln wird, wollte man das seitens der Politik nicht antizipieren. Entsprechend sah dann auch die Ideenlage aus. Eine Großoffensive, mit beschränkten Mitteln und ohne Luftunterstützung, werde das schon richten. Klappte aber nicht, weil Verteidigung dann doch einfacher ist als Angriff. Und mit Blick auf die Verteidigung kann derweil auch schwer behaupten, dass grundsätzlich zu wenig geliefert wurde. Mehr ist immer besser, aber auch die Situation war anders als gedacht.


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